Charlotte Menin

Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Ethnologen Knut Graw entstand eine gemeinsame Auseinandersetzung zum Begriff der Stimme und zu ihrer Repräsentation bzw. Darstellbarkeit. Charlotte Menin präsentiert eine multimediale Installation mit dem Titel Yacines Stimmen.

Yacine kam vor 10 Jahren als algerischer Migrant nach Marseille. Er lebt in Belsunce, dem Viertel der maghrebinischen Einwanderer, und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Außerdem schreibt er Gedichte. Seit Jahren reihen sich seine Zeilen auf einem Computer in einem Internetcafé in Belsunce. Es sind Zeilen auf Französisch, das nicht seine Muttersprache ist.

Das Projekt Yacines Stimmen entwickelt sich aus einer Auseinandersetzung mit seinen Gedichten. Diese Texte sind Dokumente seiner Migration, seiner Geschichte aber auch Protokolle städtischer und politischer Wahrnehmungen. In seinen Gedichten spricht er als Migrant aber auch als einsamer Mensch. Als ein Mensch, der sich von den Wundern der Natur verzaubern lässt oder auch als Marseillais.

Es entsteht keine kohärente visuelle Biographie von Yacine. Vielmehr befragt die Künstlerin die Stimmen von Yacine, eröffnet ihnen einen Resonanzraum und hinterfragt dabei die eigene Position und ihre Fähigkeit des Zuhörens.
Yacines Stimmen - Teaser (c) Charlotte Menin
Die Arbeit besteht aus Fotografien, Tonaufnahmen und Gedichtausschnitten. Sie basiert auf einer Zusammenarbeit mit dem Ethnologen Knut Graw, assoziierter Forscher am Zentrum Moderner Orient Berlin, der sich in diesem Kontext mit der Rolle der Stimme in aktuellen Migrationsdiskursen beschäftigt.
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Belsunce #1, 2013. Foto: Charlotte Menin.

BIO

Charlotte Menin ist Fotografin und lebt in Berlin und Marseille. Im Jahr 2001 hat sie ihre Ausbildung an der Berliner Ostkreuzschule für Fotografie beendet. Menin arbeitet stets an Langzeitprojekten, die ihr tiefes persönliches Engagement abverlangen. Dabei versucht sie eine komplexe selbstreflexive Herangehensweise mit subjektiven Emotionen zu kombinieren. Gelungen ist ihr dies bereits in ihrer Arbeit “Wovon die anderen träumen,” einem 5-jährigen Projekts über Roma-Familien in Norditalien und Rumänien (Berlin, Meinblau, 11/2012) sowie in “Les mains négatives,” einer visuellen Forschungsarbeit über Körper, Sexualität und Geschlechter (Berlin, Schau, 11/2011; Photo12 Zürich, 01/2012).
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